Dienstag, 4. März 2008
...A Toys Orchestra - Technicolor Dreams
…A Toys Orchestra. Dieser Bandname weckt Erinnerungen an die Kindheit, als man zusammen mit seinem besten Freund in der im eigenen Kinderzimmer aufgebauten Playmobilparallelwelt die Nachmittage verbrachte. Zwischen Piratenbucht und Ritterburg fand man Ablenkung vom harten Grundschüleralltag. Von Technicolor Dreams in Form von HDTV-Flachbildschirmen war damals noch nicht die Rede. Heutzutage finden diese beiden Komponenten in Youtube-Videos zueinander. Man denke an die unzähligen, mit Playmobil oder wahlweise Legofiguren nachgestellten Filmszenen oder Musikclips.
Apropos Musikclips. Italien und Musikclips. Als durchschnittlicher Ottonormalradiohörer und MTV-Seher denkt man zuerst an Schmachtsänger Eros Ramazzotti oder Italorapper Tiziano Ferro. Bewegt man sich abseits dieser Pfade, findet man aber eine Vielzahl kleiner Italo-Indie-Pop-Bands. Unter ihnen …A Toys Orchestra, welche in diesem Jahr 10-jähriges Bandjubiläum feiern. In ihrem Heimatland konnten sie mit zwei veröffentlichten Alben schon Achtungserfolge erzielen und setzen nun mit ihrem Drittling „Technicolor Dreams“, welches in Italien schon vor fast genau einem Jahr erschien, zum Sprung ins restliche Europa an.
Man ist zunächst angetan von Technicolor Dreams, so vermitteln die ersten Songs doch ein lebendiges, abwechslungsreiches Album, „Mrs. Macabrette", der leicht mit franzözischen Klängen angehauchte, luftige Popsong mit seinem Weiblein/Männlein-Wechselgesang oder „Cornice Dance“, ein Frühlingshit par excellence, der sich irgendwo zwischen Chikinki, Elbow und Of Montreal ansiedelt. Bei „Letter To Myself“ driften die Italiener mit Piano und dezentem Schlagzeugspiel in Coldplayballadengefilde ab, um direkt danach bei „Ease Off The Bit“ aus einer beatlesken Midtemponummer urplötzlich in ein elektronisch gespicktes Uptempo zu springen, um den Clap-Your-Hands-Say-Yeah-Ähnlichkeitswettbewerb für sich zu entscheiden.
Doch nun beginnt der anstrengende Teil des Albums. Nur mit Piano und Gitarre instrumentierte, vorhersehbare, vor sich hin plätschernde Lückenfüller, ja fast schon langweilende Songs sind mit „Powder On The Words“ „Bug Embrace“ oder „B4 I Walk Away“ vor allem in der zweiten Hälfte des Albums gehäuft anzutreffen. Ein winziger Lichtblick blitzt mit „Santa Barbara“ auf und erinnert an ein Seemannslied, gemixt mit einer Prise The Decemberists. Doch schnell ist auch dieses Aufleuchten wieder erloschen. Erst das finale „Panic Attack #3“ rettet den Hörer zum Ende hin noch einmal aus dem vorhergegangenen Popeinerlei. Ein scheinbar in Trance eingesungenes La La La, welches durch die bedrohliche Pianobegleitung eine furchteinflösende Wirkung verbreitet, um dann zu einer kleinen Gitarren-Wall-Of-Sound anzuwachsen und den Atem zu nehmen.
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